DM BAHN IN COTTBUS, BEENDIGUNGEN VON RENNLAUFBAHNEN

In der ersten Septemberwoche fanden in Cottbus die Deutschen Bahnmeisterschaften statt. Solch eine Meisterschaft muss besonders im Nachwuchs (hier sind startberechtigt die U17 und U19) gut vorbereitet werden.

In diesen Altersklassen sind die Sportler noch nicht auf Straße bzw. Bahn spezialisiert. Dies folgt erst ab der U23. In diesem Jahr war es besonders problematisch, weil im Velodrom im Vorfeld nicht trainiert werden konnte, wegen den dort stattfindenden Europameisterschaften im Schwimmen. Also beschloss Trainer Bräunig zwei Trainingstage in der 35.KW in Cottbus zu trainieren. Natürlich ist das mit Aufwand und Fahrtweg verbunden, aber sinnvoll, um den Sportlern das notwendige Bahngefühl zu geben und gleich die Örtlichkeit der kommenden Meisterschaft studieren zu können. Die Cottbuser Bahn ist aus Beton und halb offen. Also schon im Vergleich zum Velodrom ganz andere Bedingungen. Außerdem ist sie 333 m lang, mehr als 80 Meter länger als im so vertrauten Velodrom.

Erwartungsgemäß fuhr Karlo Brüser gleich am ersten Tag der Meisterschaften eine sehr gute 2000 Meter Einerverfolgung. Wenn auch knapp, konnte er sich mit seiner 2:27 Zeit ins kleine Finale kämpfen. Schon das war ein riesen Erfolg.

Keinem Jugendfahrer des SC Berlin ist dies in den letzten 10 Jahren gelungen. Die letzten Medaillen in der Einerverfolgung für den SC Berlin holte Max Beyer in den Jahren 2010 und 2011. Allerdings war Max da jeweils schon U 19 Juniorenfahrer. Das kleine Finale fand sehr spät, schon im Dunkeln, in Cottbus, bei doch bereits recht kühlen Temperaturen statt. Dementsprechend waren dann auch die gefahrenen Zeiten. Sicher ist bekannt, dass Abkühlung der Luft auch zum Zeitverlust führt, gerade auch auf einer Bahn, die sich nicht in einer Halle befindet. Karlo gab sein Bestes, aber es reichte leider nicht zur Bronzemedaille. Trotzdem keine Enttäuschung, wenn man sich unter den besten vier EV Jugendfahrern in Deutschland einreihen darf. Die Zeit lag um rund 6 Sekunden über der Zeit vom Vormittag. Aber ein bissel Wut nahm unser Sportler in die nächsten Wettkämpfe mit.

Bei den Vorläufen im Punktefahren zeigten sich Karlo Brüser und Pepe Kunert (beide U17) als Minimalisten und erreichten, wenn auch knapp, das Finale am Samstag. Was dann dort passieren würde, konnte keiner so genau sagen, zumal die Gegnerschaft aus Cottbus und Forst wirklich stark vorfuhr. Es wurde ein Krimi und eine der Hauptrollen spielte unser Karlo Brüser. Ziemlich am Anfang des Rennens versuchte Karlo schonmal "was geht", um mit seinen Worten zu sprechen. Die Attacke wurde aber wieder neutralisiert und der Zuschauer hätte glauben können, dass der Junge "breit" ist. Karlo ließ sich bis ins hintere Drittel des Feldes zurückfallen, aber wohl nur zum Kräftesammeln, wie wir später sehen sollten. Rund 16 Runden vor Schluss, es wurden 60 Runden gefahren, ging der zukünftige Meister Richard Banusch vorn raus. Karlo zögerte nicht lange und ging hinterher. Wer nun dachte Banusch würde mit Brüser zusammen arbeiten, der hatte sich getäuscht. Kurz danach ließ Banusch Karlo zurück, fuhr sein eigenes Rennen und man musste sich fragen, was unser Renner nun zwischen Feld und Spitzenreiter noch auf die Bahn bringen kann.

Banusch holte sich noch eine paar Punkte und fuhr dann nach der Umrundung ins Feld rein. Karlo hatte zu diesem Zeitpunkt 3 Punkte und es waren noch rund 11 Runden zu fahren. Er holte sich die nächste Wertung und kämpfte dann in seinem bekannten Stil, um den Rundengewinn. Das Feld arbeitete und wollte das nicht zulassen. Zwischenzeitlich wirkte es so, als wenn Karlo die Kräfte verlassen, aber es kam glücklicherweise die zweite Luft. Die Zuschauer tobten, der Moderator gab auch alles und unmittelbar nach dem Glockenton für die letzte Runde fuhr Karlo ins Feld rein. Also der Rundengewinn war da, zumindest visuell. Bundestrainer Taudte wies danach noch darauf hin, dass nach dem Glockenton kein Rundengewinn mehr möglich ist. Karlo gewann dann aber nach dem Glockenton noch die letzte Wertung. Also erster Platz 10 Runden vor Schluss und bei der Schlusswertrung macht mit den 3 Punkten vorher zusammen 13 Punkte. Knapper ging es nicht nach hinten. Der drittplatzierte Sportler hatte 12 Punkte und der Viertplatzierte 11.

Karlo wurde somit sensationeller Deutscher Vizemeister im Punktefahren der Jugend. Es war ein Fight auf Biegen und Brechen. Dieser unbändige Wille, diese Urkraft waren zu spüren. Er wollte diesen Rundengewinn unbedingt, ging über die Grenzen und holte sich diese wertvolle Silbermedaille. Die Verantwortlichen des SC Berlin sind froh, dies live miterlebt zu haben. Nach 2005 (Madison U17 Markus Wähner und Bastian Faltin) und 2012 (Madison U17 Julian Witt gemischte Mannschaft) war es die 3. Jugendmedaille der letzten 10 Jahre und dann auch noch in einer Einzeldisziplin, dem schwersten aller Bahnentscheidungen, dem Punktefahren. Mit diesem Erfolg konnten wir die erfolgreiche Serie der letzten Jahre im Punktefahren fortsetzen, nachdem Max Beyer 2011, genau wie Julian Witt jeweils bei den Junioren Deutsche Meister im Punktefahren wurden. Karlo Brüser ist ein 100%iges „Eigengewächs“. Er hat immer bei unseren Vereinstrainern trainiert und war zu keinem Zeitpunkt an der Sportschule. Seine Laufbahn begann er 2009 im ersten U13 Jahr. War dann zwei Jahre bei Klaus Wagner, danach zwei Jahre bei Michael Bräunig, dann ein Jahr bei Hans Scheibner und seit diesem Jahr, durch unsere Staffelübergabe, wieder bei Michael Bräunig. Diesen unseren Trainern gilt unser ganzer Dank. Was sie seit so vielen Jahren leisten ist wirklich was ganz Besonderes.

Die Maschine die Karlo für dieses Rennen nutzen konnte, ist genau die gleiche, mit der Julian Witt im letzten Jahr Deutscher Meister und WM 7. wurde. Auch dieses Rad wurde von unserem Technikgenie Michael Bräunig zusammen gebaut. In diesem Zusammenhang gilt unser Dank Christian Grasmann, der uns immer wieder kostengünstig die so begehrten "Fuji" Rahmen besorgen kann.

Diese Medaille war die einzige, die für Berlin im Nachwuchs bei diesen Meisterschaften eingefahren wurde. Max Beyer holte bei den Männern im Madison Silber und in der Vierermannschaft Bronze für den SC Berlin. Leider gelang uns bei den Junioren nicht der erhoffte Sprung aufs Treppchen. Julian Witt U19 der Titelverteidiger im Punktefahren, konnte mit Platz 6 im Punktefahren trotzdem überzeugen, zumal ihm ein Rundengewinn gelang. Julian hatte sich für diese Meisterschaft nochmal zur Verfügung gestellt, obwohl er die gesamte Rennsaison nicht mehr gefahren ist. Dafür gilt unser Dank. Das Madisonpaar Schuster/Witt U19, was bei den Sixdays und der 4 Bahnentournee immer auf dem Treppchen stand, konnte diesmal leider mit Platz 4 nicht wie erhofft abschneiden. Hier war der Wurm drin, da Krankheiten und auch noch ein Sturz beim Warmfahren die Hoffnungen zerstörten. Beide Sportler sagen Ade, wobei Til Schuster sein Rad nach 10 Rennsaisonen allesamt für den SC Berlin an den Nagel hängt. Er begann im Jahr 2005 bei Herrn Wagner, damals als einziger U11. Er kann wirklich auf eine tolle erfolgreiche Zeit zurückblicken, auch wenn nicht alle Träume in Erfüllung gingen.

Julian kam im zweiten U17 Jahr zum SC Berlin. Für uns eines der größten Talente, die jemals hier Rad gefahren sind. Ein Ausnahmetalent, das auch mit deutlich weniger Training andere in Grund und Boden fahren konnte. Hier gehen zwei "Typen" aus der aktiven Zeit raus, die hoffentlich uns in irgendeiner Weise erhalten bleiben. Jungs ihr habt Spuren hinterlassen und werdet uns und besonders den Rennern aus eurer Nähe fehlen. Verlernt euer ansteckendes Lachen nicht und denkt daran, hier gibt es eine Familie, die heißt SC Berlin und die ist immer für Euch da. Dies möchten wir auch Alexander Hinz zurufen, der in den letzten zwei Jahren für unseren SC Berlin unterwegs war und auch zum U19 Junioren-Bundesligateam 2014 gehört. Alex ist zu einem wichtigen, vor allem zwischenmenschlichen Bestandteil geworden. Immer mit großem Weitblick und ein genialer Kommunikationspartner. Das Wort Loyalität hat er wohl selbst erfunden. Seine Trainingseinstellung war immer vorzüglich, gerade wenn man sich seinen Anreiseweg aus Neuenhagen vor Augen führt. Er hat seine Ziele konsequent verfolgt und diese im Jahr 2014 im Wesentlichen auch umsetzen können.

Theo Reinhardt holte im Männerbereich bei der DM Bahn auch Edelmetall. Theo wurde mit seinem rad-net Rose Team Deutscher Meister im Vierer. Wir sind gespannt wie es mit Theo Reinhardt und Max Beyer weiter geht und freuen uns, dass Max Beyer ab kommenden Jahr auch für das Team des BDR rad-net Rose Team in die Pedale treten wird, auch wenn er dann keine offizielle Lizenz mehr beim SC Berlin zieht.

Der Sportler muss immer da fahren, wo die leistungsorientierten Bedingungen am besten sind.